Geschichten & Rezepte aus der Landfrauenagenda 2025 Woche 5

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht….

Ich bin im Wynental aufgewachsen. Rund um unseren Hof ist alles flach. Einzig in der Nachbarschaft
gibt es einen Mini-Hügel. Fässlihoger wird er genannt und er befindet sich unterhalb
der Landwirtschaftlichen Schule Liebegg. Dieser Hoger musste für unsere Skikünste herhalten.  Bis wir die Skipiste
präpariert hatten, dauerte es ewig. Hochbretteln war zeitraubend. Unten waren wir dafür im Nu, es reichte kaum für ein richtiges Bögli.
Um etwas Spannung in die Abfahrten zu bringen, machten wir Kapriolen. An jenem Nachmittag war es meine Schwester, die durch
inszenierte Stürze und anschliessendes Wehklagen eine Show abzog. Nachdem wir doch einige Mal nach einem vermeintlichen Unfall zu
Hilfe geeilt waren, kümmerte es uns nicht mehr gross, als sie gegen Abend nach einer Schussfahrt im Acker unterhalb der Piste landete
und herzzerreissende Schmerzensschreie ausstiess. Erst etliche Momente später erkannten wir, dass es dieses Mal ernst
war. Sie war mit den Skiern im Acker stecken geblieben und hatte sich das Bein zu mehreren Trümmerbrüchen verdreht.
Auch der Transport auf dem eigenen Schlitten nach Hause und die Autofahrt ins Spital müssen sehr schmerzhaft gewesen
sein. Ich weiss noch, dass ich als ältere Schwester zwar mitgelitten hatte, aber halt nicht so lang. Schon am
Abend griff ich zur Blockflöte und begann «Grosser Gott, wir loben dich» zu üben. Meine Mutter fand
das nicht sehr passend und bat mich, ein anderes Stück auszusuchen…